Hackerethik

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Der Begriff Hackerethik wird häufig zur Bezeichnung der Grundsätze und Überzeugungen von „Hackern“ verwendet. Hacker ist dabei eine Selbst- oder Ehrenbezeichnung für die Ersteller Freier Software oder andere Menschen, die sich durch einen kreativen und großzügigen Umgang mit Technik auszeichnen (siehe Hacker in der Wikipedia – nicht zu Verwechseln mit Crackern).

Werte

In Anlehnung an Pekka Himanen und die anderen unten genannten Texte kann man folgende Werte als Grundlagen der Hackerethik identifizieren:

Leidenschaft
Hacker handeln aus eigenem Antrieb, sie beschäftigen sich mit Dingen, die sie als interessant, inspirierend oder als Herausforderung empfinden; sie sind neugierig, wollen Neues lernen, verbinden ihre Tätigkeiten mit Spaß und spielerischem Erkunden. Es geht jedoch keineswegs nur um Spiel und Spaß – auch harte Arbeit wird in Kauf genommen, wenn sie zum Realisieren einer vorgenommenen Aufgabe notwendig ist. Externe Anreizmechanismen (Geld, Zwang) sind dagegen unnötig und oft kontraproduktiv.
Kreativität
Hacker erstreben und bewundern es, schöpferisch tätig zu sein, Ideen zu entwickeln und umzusetzen, Dinge zu verbessern und Neues zu schaffen, die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten fantasievoll zu nutzen.
Freiheit
Freiheitlicher Lebensrhythmus: freie Zeiteinteilung mit dynamischer Abwechslung zwischen kreativen Tätigkeiten und anderen Interessen sowie Freunden und Familie ist besser als Routine und feste Stunden/Arbeitspläne. Langweilige und unangehme Aufgaben sollte man möglichst abbauen oder lieber Maschinen überlassen (automatisieren), um sich interessanteren Dingen widmen zu können.
Ablehnung von Hierarchien: Selbstorganisation und Dezentralisierung sind hierarchischen und zentralistischen Strukturen vorzuziehen, sowohl aus ethischen (menschenfreundlicher, weniger Risiko von Demütigungen) wie aus praktischen Gründen (Selbstorganisation ist effizienter, da nur so alle ihr volles Potenzial entfalten können).
Respekt vor dem Individuum statt vor Autoritäten: beim Lebensrhythmus und generell geht es darum, sich und anderen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen, frei von unnötige Einschränkungen und Kontrolle. Autoritäre Haltungen sind zu bekämpfen bevor sie einen selbst oder andere unterdrücken können.
Sozialer Wert
Im Idealfall ist es das Ergebnis der Leidenschaft, gemeinsam mit anderen etwas zu schaffen, das der Gruppe selbst und darüber hinaus anderen nützlich ist, das Menschen etwas bringt.
Offenheit
Teilen von Wissen, Informationen, Werken (wie Software) ist wichtiger als Geld verdienen – Geld verdienen ist okay, solange es nicht auf Kosten dieses freien Teilens geht. Die Welt ist voll interessanter offener Probleme, aber es sollte nicht nötig sein, ein schon gelöstes Problem noch einmal lösen zu müssen. Zudem baut man immer auf den Erkenntnissen und Vorarbeiten anderer auf, deshalb sollte man im Gegenzug auch die eigenen Beiträge öffentlich zugänglich machen.
Aktivität
Alle haben das Recht, ihre Meinung frei äußern und die Meinungen anderer hören zu können – nur so können sie ihren Interessen frei nachgehen, ihre Kreativität voll entfalten und von passiven Empfängern zu aktiv Mitgestaltenden werden. Freier Zugang zu Informationen und zum Netz ist dafür eine Vorbedingung; Zensur ist zu vermeiden (John Gilmore: „Das Netz betrachtet Zensur als Schaden und umgeht sie“). Effektive Möglichkeiten zur informationellen Selbstbestimmung inklusive starker Verschlüsselung und Anonymität sind die andere Vorbedingung, da man sich sonst nicht immer trauen kann, dieses Recht wahrzunehmen.
Soziale Verantwortung
Niemand soll ausgeschlossen werden – jede Art von Diskriminierung und andere Arten des Ausschlusses (etwa Digital Divides oder Materielle Not) sind zu bekämpfen. Man soll Menschen danach beurteilen, was sie tun, nicht nach oberflächlichen Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung (Reputation statt Status).

Himanen weist darauf hin, dass sich diese Werte, insbesondere die Betonung von Leidenschaft und Kreativität, seit jeher auch bei Wissenschaftlern, Künstlern und Handwerkern finden, nicht nur bei Leuten, die sich mit Computern befassen. „Hacker“ definieren sich durch ihre Einstellung, nicht durch den Bereich, mit dem sie sich beschäftigen.

Hackerethik und Selbstentfaltung

Es gibt gewisse Parallelen zwischen den Idealen der Hackerethik und dem im Oekonux-Projekt geprägten Begriff der Selbstentfaltung. Die Hackerethik scheint auf das abzuzielen, was die Selbstentfaltung beschreibt: das Entfalten der eigenen Möglichkeiten, das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit – und zwar nicht auf Kosten anderer, sondern mit anderen zusammen. Insofern kann Selbstentfaltung als ein Ziel (nicht unbedingt das einzige) der Hackerethik aufgefasst werden.

Auch weist die Hackerethik ebenso wie die Selbstentfaltung eine individuelle und eine gesellschaftliche Dimension auf. Die Betonung von Leidenschaft, Kreativität und Freiheit sind hierbei eher der individuellen Dimension zuzurechnen, das Anstreben von Offenheit, sozialem Wert und sozialer Verantwortung der gesellschaftlichen Dimension. Der Wert der Aktivität verbindet beide.

Weitere Informationen

Siehe auch

Literatur

  • Pekka Himanen: Die Hacker-Ethik und der Geist des Informations-Zeitalters. Riemann, München 2001. ISBN 3-570-50020-9. (Engl. Original: The Hacker Ethic)
  • Steven Levy: Hackers. 1984. ISBN 0-440-13405-6.

Links

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